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Eigentlich ist jede Mittagspause ein Anlass für Heiterkeit. Doch viele Achtklässler:innen an der Bismarckschule in Stuttgart-Feuerbach verbrachten ihre "Freizeit" damit, sehnsüchtig aus dem Fenster zu schauen. Denn nicht einmal mit Erlaubnis der Eltern durften sie das Schulgelände verlassen. "Wir fühlen uns wie im Knast!", prangerten David, Musa, Fatih und Sadik diesen Missstand an, in ihrem gemeinsamen Artikel für eine Kontext-Sonderausgabe, die unsere Redaktion in Zusammenarbeit mit der 8b erstellt hat.

Ausgabe 8b, 15.11.2023

Wir fühlen uns wie im Knast

Von David, Musa, Fatih und Sadik

Nicht einmal mit Erlaubnis der Eltern dürfen Achtklässler:innen an der Bismarckschule in der Mittagspause raus. Unsere Autoren finden das unfair und sind bereit, zu verhandeln.

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Eine Veröffentlichung mit nachhaltiger Wirkung: Wie uns Klassenlehrerin Jennifer Kurrle mitteilte, ließ das Thema den Schüler:innen keine Ruhe. Als es vor Kurzem im Deutschunterricht um Stellungnahmen ging, bezogen die Gefangenen erneut Position und drei von ihnen schrieben auf, warum sie das Schulgelände gerne verlassen würden. Schließlich zeigte das beharrliche Engagement Wirkung: "Nach den Pfingstferien dürfen alle 8-Klässler*innen mit Erlaubnis der Eltern das Schulgelände in der Mittagspause verlassen", schreibt Kurrle unserer Redaktion. "Ohne das Kontext-Projekt wären sie bestimmt nicht auf die Idee gekommen, dass sie mit einem Text etwas erreichen können."

Das freut uns sehr. Denn gerade unter jungen Menschen ist der Eindruck weit verbreitet, dass der eigene Einfluss auf politische Prozesse und demokratische Gestaltung eher gering ist, viele haben das Gefühl, mit ihren Anliegen nicht gehört zu werden. Ganz neu klingt das nicht, aber jüngst wurden die Befunde durch die "Trendstudie Jugend" untermauert, die zudem einen deutlichen Rechtsruck bei den unter 30-Jährigen feststellt. Geschichtlich seien viele Beispiele bekannt, wie in Krisenzeiten ausgrenzende und abwertende Ideologien an Beliebtheit gewinnen, schreibt Eva Muszar in einem Gastbeitrag. Gerade deswegen wirbt sie dafür, mutiger für eine Gesellschaft zu streiten, in der alle gut leben können – auch wenn es dafür in der tendenziell bräsigen Landespolitik mehr Beweglichkeit in den Köpfen braucht.

Auf Achse

Für Kontext war es ein reiseintensives Wochenende: Chefredakteurin Anna Hunger war bei der Lokalkonferenz von "Correctiv" in Erfurt. Kontext-Finanzvorstand Johannes Rauschenberger und Redakteur Minh Schredle waren zu Gast in Berlin beim tazlab. Dort war das Programm so umfangreich, dass ein einzelner Mensch unmöglich alles gleichzeitig verfolgen kann: Auf sieben Bühnen parallel gab es Debatten, Theater und Lesungen, von der Wehrhaftigkeit der Ukraine über ostdeutsche Landtagswahlen bis zu Antisemitismus in der Techno-Szene. Glücklicherweise wurden viele Programmpunkte aufgezeichnet und können online angeschaut werden. Neben den politischen Inhalten begeisterte Schredle sich nicht nur für eine kostengünstige Shiatsu-Massage im Besselpark, sondern wollte auch beim Comic-Workshop mitmachen – musste dann aber geknickt feststellen, dass dieser "für Kinder von 7 bis 13 Jahren" gedacht war.

Für Anna Hunger hätte die Reise nach Erfurt eigentlich weiter nach Hamburg führen sollen. Dort hätte am 30. April unser Rechtsstreit mit dem ehemaligen Spitzenpolizisten Andreas Renner vor dem Oberlandesgericht ausgefochten werden sollen (Kontext berichtete). Allerdings erkrankte ein Richter und die Verhandlung musste auf den 14. Mai verschoben werden. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

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